Tagesspiegel Berlin, Review by Christiane Meixner

Tagesspiegel, Berlin 15.12.2009 , Christiane Meixner

KUNST

Lächelnde Fische: Jårg Geismar im Japanisch-Deutschen Zentrum

Authentisch ist am Japanisch-Deutschen Zentrum in Dahlem wenig – was die Architektur betrifft. Es gibt ein paar Zitate asiatischer Provenienz, gläserne Schiebetüren, schlanke Gartengräser und einen Willen zu reichlich Tageslicht in den Büros. Jårg Geismar hat es genügt, um sich an seine Aufenthalte in Tokio zu erinnern. An eine Stadt, die ebenfalls viel Einblick erlaubt und den Einzelnen hinter Glas sichtbar macht, ihn aber auch isoliert wie einen Fisch in seiner Kugel zeigt. „Aquarium“ nennt der Künstler nun seine Intervention im und um den Berliner Flachbau herum (Japanisch-Deutsches Zentrum, Saargemünder Str. 2, bis 15.1.;vom 18.12.-3.1. geschlossen). Leuchtende Fische im XXL-Format schweben zwischen immergrünen Pflanzen. Einer von ihnen hat sich ins gläserne Treppenhaus verirrt. Die zarte Struktur dieser Tiere aus Neonschrift setzt sich im Innern des Hauses fort. Hier zeigt Geismar, der sich Tokio in unermüdlicher Fußarbeit erlaufen hat, zahllose fotografische Impressionen der Millionenstadt: Menschen auf der Straße, im Park, beim Lunch oder Hanami-Picknick, Frisuren, Schuhe, Beine, Gehwege. Tokio setzt sich aus Hunderten von Bildern zusammen, die wie Filmstreifen miteinander verbunden sind und an jedem vorbeiziehen, der sich seinerseits durch die Ausstellung bewegt. Dass man dabei – unsichtbare – Spuren hinterlässt, daran erinnern jene handschriftlichen Notate, die der Künstler auf zahlreichen Fotos vornimmt. Immer wieder formen die absichtlich ungelenken Rotstiftzeichen einen lächelnden FischChristiane Meixner